Abnehmen für die Hochzeit: Wie viel Gewichtsverlust ist realistisch vor der Hochzeit?
Die Kirchentüren werden aufgestoßen und dutzende, wenn nicht hunderte Augenpaare richten sich auf dich. Du trägst eine wunderschöne, unglaublich teure Robe – deine Frisur und dein Make-up sind von Profis gestylt und du siehst fantastisch aus. Doch trotzdem: Du fühlst dich – wenn auch nur für einen kurzen Moment – befangen, weil da einfach die letzten paar Pfunde sind, die nicht weggehen wollten.
Was ist passiert – hast du zu schnell zu viel gewollt, dir ein unrealistisches Ziel gesetzt?
Mitten in den Vorbereitungen für die Hochzeit: Irgendwann ist der Punkt da, an dem sich die Braut Gedanken um ihre Figur im Kleid macht. Jede Frau möchte ihre Hochzeitsfotos auch noch in zehn Jahren betrachten und schön und knackig in ihrem Hochzeitskleid aussehen – Tatsache! (Unsere eigenen Erwartungshaltungen und die der Gesellschaft wollen wir an dieser Stelle nicht diskutieren).
Als wäre die Entscheidung für EIN Kleid nicht schon schwer genug, stößt die zukünftige Braut an ihre „körperlichen Grenzen“, denn das figurbetonte Kleid, das an dem Model auf Instagram oder Pinterest so toll ausgesehen hat, steht einem selber nicht so dolle. Da und dort sieht man eine Rundung, und der Gedanke an das „Würtschen in der Pelle“ liegt näher als den an die „schönste Frau des Tages.“ EINE Entscheidung wird in genau diesem Moment gefällt: Ein Abnehmprogramm muss her, und zwar schnell.
Und da fängt es auch schon an: Vielleicht sind es noch 8 Monate bis zu deinem Tag der Hochzeit, vielleicht nur noch 4 Wochen: Die Figur- und Workoutpläne sind so unterschiedlich wie die Zeiträume; was gleichbleibt, ist die realistische Erwartungshaltung, die eine Braut gegenüber einem vernünftigen Gewichtsverlust haben sollte:
Zwischen ½ Pfund bis 2 Pfund Gewichtsverlust pro Woche ist ok. Mehr ist unvernünftig.
Mehr Gewichtsverlust bedeutet, dass du Crash-Dietest und deinen Körper anfängt, gegen dich zu arbeiten. Mit den Crash-Diets verlierst du hauptsächlich Wasser und wertvolle Muskelmasse. Zudem sorgt unser Körper dafür, dass die schnell verlorenen Pfunde schnurstracks wieder draufgepackt werden, sobald du mit der Crash-Diät fertig bist. Das bedeutet, dass du nach der Crash-Diät mit mehr Pfunden dastehst, als vorher. Und das bringt ja nun mal gar nichts.
Realistische Ziele setzen: Der Planungszeitraum
Die studierte Sportwissenschaftlerin Julia aus Innsbruck gibt Bräuten Tipps, wie sie am schnellsten in ihr Traumkleid passen. „Natürlich sind wir nicht alle gleich gestrickt, deshalb gibt es auch nicht EINEN Weg, um am schnellsten ans Ziel zu kommen.“
Julia empfiehlt einen Abnehm-Zeitraum von drei Monaten, wenn es darum geht, ein paar Kilos abzunehmen und einen definierteren Körper zu bekommen. Der Grund: Das ist ein überschaubarer Zeitraum, für den sich auch Frauen motivieren können, die nicht so gerne sporteln.
Die empfohlene Vorgehensweise der Sportwissenschaftlerin:
„Am schnellsten passt du in dein Hochzeitskleid, wenn du Krafttraining mit Ausdauereinheiten kombinierst. Versuche drei Mal in der Woche zu trainieren, hole dir eine gute Freundin oder einen Personal Trainer für die Zeit, und der Erfolg wird schnell sichtbar und hilft dir zudem, den „Hochzeitsstress“ zu bewältigen. Generell stellt sich nach etwa 6 Wochen ein erster Trainingserfolg ein“.
Die Wissenschaft steht mit Julia auf einer Seite: Studien haben gezeigt, dass ein festgesetzter Zeitraum und vor allem ein klares Ziel vor Augen zu mehr Abnehmerfolg führen. Bräute, die genau wissen, wofür sie schuften, verzeichnen die größeren Abnehmerfolge als Frauen, die „einfach mal so“ abnehmen. Könnte auch daran liegen, dass gestresste Bräute dazu neigen, weniger zu essen. Oder?
Abnehmen: Eine etwas andere Perspektive
Wir haben uns ernsthaft gefragt, ob sich der ganze Abnehmstress vor der Hochzeit überhaupt lohnt. Wo bleibt der Spaß, wenn sich beim Probieren der Hochzeitstorte schon nach dem ersten Bissen das schlechte Gewissen einschleicht und sogar das Probeessen zur Tortur wird, weil nur noch mageres Eiweiß und grünes Gemüse auf dem Speiseplan stehen? Die tägliche Stunde Cardio setzt der Lauen zusätzlich zu, und die Braut ist schlapp, schlecht gelaunt und ständig gereizt. Das schiebt man auf den Hochzeitsstress – lediglich die Freude über jedes Gramm, das verlorengeht, heitert auf.
Und dann kommt er, der Tag der Hochzeit. DA wird dann so richtig zugelangt. In den Flitterwochen will man sich ebenso wenig zurückhalten und ehe man sich versieht, ist man zu Hause und in den schlechten Gewohnheiten drin. So wird das nix mit dem langfristig straffen, gesunden Body, Mädels. Lohnt es sich, zu dem ganzen Planungsstress hinzu noch eine Diät zu machen, mit der man riskiert, dass jede Leckerei zum Abnehm-Nemesis wird?
Aus der Sicht von uns als Fotografen finden wir natürlich jeden Effort, den eine unserer Bräute unternimmt, um schlank und rank auszusehen großartig, denn je wohler sich eine Braut (oder ein Brautpaar) im eigenen Körper fühlt, desto natürlicher und schöner werden auch die Bilder.
Aber ob sich die Braut schön und wohl fühlt, hängt nicht von einer Zahl auf der Waage ab. Erstens liegt Schönheit im Auge des Betrachters, und dein Liebster hat sich in dich verliebt, weil du so bist, wie du bist. Zweitens ist das Abnehmprogramm ein zusätzlicher Stressfaktor – wenn du Zeit in dich selbst investierst, dann arbeite auch an deiner Selbstliebe und deiner Selbstakzeptanz. Wenn dir ein Abnehm- und Sportprogramm dabei hilft, dann tu’s. Wenn nicht, dann lass dir von einem selbst auferlegten Schlankheitswahn nicht den Spaß an den Hochzeitsvorbereitungen nehmen.
Denn am Ende ist sowieso alles gut.